Leseproben
Fehlende Lust - Erfahrungsberichte
Anne K., 50 Jahre
Caro N., 38 Jahre
Anne K.:
Libido-Verlust in den Wechseljahren
Anne K. ist eine 50jährige Verkäuferin. Bei dem Erstgespräch muss sie häufig weinen, denn ihr Mann hat sich in eine jüngere Frau verliebt und sie vor acht Monaten verlassen. Eigentlich haben sie sich - bis auf das Sexuelle - gut verstanden. Sie hat mit 46 Jahren unregelmäßige Blutungen gehabt, die dann drei Jahre später ganz aufgehört haben und ist ohne starke Beschwerden und ohne Medikamente durch die Wechseljahre gekommen.
Nun fühlt sie sich kraft- und mutloser und verletzlicher als früher. In einem schleichenden Prozess ist nach und nach die Farbe aus ihrem Leben gewichen; sie grübelt zu viel, zieht sich zurück. Anne K. möchte sich zwar wieder verlieben, kann es aber nicht. Das Interesse an Sex hat sie verloren. Ihrem Mann zuliebe fand in den vergangenen Jahren ab und an Sex statt; dabei hat die Patientin den Eindruck gewonnen, dass ihre Scheide enger als früher ist. Sie hatte zwar keine Schmerzen, konnte den Sex aber nicht wie früher genießen.
Der Hormonbefund zeigt eine postmenopausale Situation; die Eierstöcke sind erschöpft, die männlichen Hormone im unteren Referenzbereich. Die Patientin hat einen Wert von sieben Punkten - von 36 möglichen - im FSFI (Female Sexual Function Index). Sie stimmte einem Therapieversuch mit einem Hormonpräparat zu, das sowohl gegen die Gewebeschrumpfung im Genitalbereich wirkt und zugleich hilft, das Verlangen zu verbessern. Wir verabredeten eine Kontrolluntersuchung nach drei Monaten.
Anne K. ist nun in guter Stimmung. Sie hat einen neuen Partner, und ihre Haut ist glatter geworden. Die Lust ist wieder da, und Sex ist möglich, wenn sie ein Gleitgel verwenden. Unter der Medikation hat sie die Melancholie überwinden können, die sie daran gehindert hat, wieder - wie früher - auszugehen und sich mit anderen Leuten zu treffen.
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Caro N.:
Nachlassen der Lust nach einer Eierstock-Operation
Caro N., 38 Jahre alt, leidet an einer zunehmenden sexuellen Lustlosigkeit. Sie fühlt sich oft erschöpft, obwohl sie nur halbtags als Maklerin arbeitet. Vor sechs Jahren ist bei einer Operation aufgrund von Zysten der eine Eierstock komplett und der andere zum Teil entfernt worden. Ihre Lust auf Sex sei noch nie sehr groß gewesen, aber früher doch stärker als jetzt. Sexuelle Gedanken hat sie immer nur dann gehabt, wenn sie frisch verliebt war; sie hat diesen Zustand als angenehm und lebhaft in Erinnerung.
Jetzt spielt Sex in ihrem Leben keine besondere Rolle mehr, und sie kann ohne Probleme darauf verzichten. Ihr Mann hat erst vorsichtig und liebevoll reagiert, mittlerweile ist die Atmosphäre jedoch oft angespannt, wenn er mit ihr schlafen will. Anfangs haben sie versucht, darüber zu sprechen, aber jetzt leben sie einfach nebeneinander her. Sie ist nicht unzufrieden, aber auch nicht glücklich. Die Luft ist raus.
Sie möchte gerne etwas ändern, aber es fehlt ihr die Energie dazu. Manchmal ist sie melancholisch; aus diesem Grund hat sie eine Psychotherapie begonnen und nach einer Weile wieder abgebrochen. Eigentlich sehnt sie sich nach Intimität und Zärtlichkeit, aber wenn ihr Mann sie in den Arm nimmt und sie streichelt, unterstellt sie sofort eine sexuelle Absicht und blockt ab. Ihre Partnerschaft ist wohl nicht bedroht, aber sie spürt den Kummer ihres Mannes und macht sich Sorgen, was in Zukunft sein wird. Insgesamt ist sie deshalb zunehmend bedrückt.
Die Diagnostik ergibt, dass die Patientin nur wenige männliche Hormone hat, was ursächlich mit dem Verlust von Eierstocksgewebe durch die Operation zusammenhängt. Etwa die Hälfte dieser Hormone wird in den Ovarien gebildet - deshalb fehlen sie nach der operativen Entfernung. Der Mangel wird durch ein Testosteron-Pflaster ausgeglichen.
Unter der Medikation ist zunächst die bleierne Müdigkeit und diese graue Stimmung verschwunden, berichtet Caro N. später. Das ist für sie wie eine Befreiung und eigentlich noch wichtiger als das sexuelle Problem. Sie verspürt auch wieder ein leichtes Verlangen, hat erotische Träume und schläft wieder häufiger mit ihrem Mann. Das Entscheidende ist aber ihr allgemeines Wohlbefinden, ihre Tatkraft und die Überwindung der Schwermut und des Phlegmas.
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